Die
Sallacher Chronik von Pfarrer Reindl
Pfarrer
Joseph Reindl, der von 1932 bis 1941 in der Pfarrei Sallach wirkte, erwarb sich
in dieser Zeit große Verdienste auf dem Gebiet der Heimatforschung. Der
gebürtige Kelheimer starb am 2. April 1946 im Alter von knapp 73 Jahren in
Erding. Zum ehrenden Andenken ist eine Straße in Geiselhöring nach ihm benannt.
Joseph Reindl wurde am 8. Juni 1873 als Sohn des Schreinermeisters Joseph Reindl
in Kelheim geboren. Auf historischem Boden erwachte in dem aufgeweckten Jungen
das Interesse an der Vergangenheit. Da er fleißig lernte und sehr wissensdurstig
war, war es sein Wunsch, auf eine höhere Schule gehen zu dürfen, statt das
Schreinerhandwerk zu erlernen, den seine Eltern ihm auch gewährten. Nach
erfolgreich abgelegtem Abitur in Regensburg besuchte er die dortige
Philosophisch-Theologische Hochschule. Bereits im Jahr 1897 veröffentlichte
Reindl mit 24 Jahren in den „Epheuranken" seinen ersten Aufsatz im Druck mit dem
Titel „Der Finger Gottes". Der Anlass für sein Erstlingswerk waren die
interessanten Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Familiengeschichte. Am 12.
Juni 1898 wurde er im Dom zu Regensburg zum Priester geweiht. Der
Hochschulrektor Professor Dr. Endres riet dem begabten jungen Mann, über den
bisher kaum bekannten und nicht erforschten Humanisten Georg Dorner aus Kelheim
zu promovieren. Im Jahre 1898 trat der Neupriester seine erste Seelsorgestelle
in der Pfarrei Rudelzhausen in der Hallertau an, wo er seine wissenschaftliche
Arbeit fortsetzte. Wegen einer Reihe widriger Umstände musste Reindl seine
Promotion viele Jahre zurückstellen und gab schließlich den Gedanken daran auf.
Gleichzeitig entfaltete er eine reiche literarische Tätigkeit. Doch immer wieder
kam er auf sein Lieblingsgebiet, die Erforschung der Heimatgeschichte zurück,
und blieb ihr bis zu seinem Tode treu.
Kenner des „Grünen Goldes"
Seine weiteren Wirkungsorte waren Neustadt an der Donau, Wolnzach, Vohburg und
Sandelzhausen. Er wirkte insgesamt 34 Jahre in der Hallertau und wurde wohl zum
besten Kenner der Geschichte dieses altbayerischen Hopfenlandes. Da seine Mutter
einer Hopfenbauernfamilie entstammte, konnte Reindl am Hopfenbau nicht
vorübergehen und war selbst längere Zeit Produzent. In der Fachpresse erschienen
zahlreiche, dank seines fundierten Wissens von ihm verfasste Artikel über den
Hopfenanbau und die Hallertau. In vielen Orten hielt er heimatkundliche Vorträge
und weckte so das allgemeine Interesse für die Vergangenheit. Außerdem war er
Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften, für die er wertvolle heimatkundliche
Fachbeiträge schrieb. Trotz seiner umfangreichen und zeitaufwändigen
Heimatforschung wusste sich der Priester Reindl in erster Linie als Seelsorger
verpflichtet. Er erfreute sich bei den Pfarrangehörigen wegen seiner zahlreichen
Krankenbesuche und seiner Liebe zu den Kindern großer Wertschätzung und
Beliebtheit. Ebenso lag ihm das katholische Vereinswesen sehr am Herzen. Er
führte bei Theateraufführungen Regie, schrieb bisweilen selbst Texte dazu und
schuf als begabter Zeichner und Maler auch manche Bühnenbilder selbst.
Ruhigerer Wirkungskreis
Da seine Augen infolge der jahrelangen angestrengten Tätigkeit im Entziffern
alter Akten und eines schweren Unfalls stark in Mitleidenschaft gezogen waren,
entschloss sich Pfarrer Joseph Reindl im Jahre 1932 im Alter von 59 Jahren einen
ruhigeren Wirkungskreis zu übernehmen und kam so nach Sallach. Da er hier aus
oben genannten Gründen der Heimatschriftstellerei den Rücken kehren wollte,
vernichtete er nach Durchsicht seiner Privatregistratur fast alle
geschichtlichen Notizen und machte zunächst Schluss mit den historischen
Studien. Jedoch nach relativ kurzer Zeit war er schon wieder mit einem Stoß
Archivalien beschäftigt. Denn als er das umfangreiche Pfarrarchiv in Sallach und
im benachbarten Geiselhöring sichtete, packte ihn wieder das
Schriftstellerfieber, das ihn nicht mehr losließ, bis der Tod ihm die Feder aus
der Hand nahm. Er arbeitete an der Herausgabe einer „Geschichte der Pfarrei
Sallach-Hadersbach" und war Mitarbeiter für den lokalgeschichtlichen Teil des
„Laber-Boten", daneben schrieb er auch geschichtliche Werke über Geiselhöring
und Grafentraubach. Als unermüdlicher Forscher, der sich geradezu in diese
Arbeit hineinstürzte, war er häufig unterwegs, um aus dem Staatsarchiv, den
Archiven von Obermünster oder aus anderen Quellen zuverlässige Daten zu
erhalten. Die Sichtung und Auswertung von jahrhundertealten Pfarrarchiven
verlangte natürlich große Sachkenntnis, die Reindl bewies, indem er in
verhältnismäßig kurzer Zeit ein Geschichtsbuch mit solch inhaltlicher Größe
zusammenstellen und schreiben konnte. Dabei ging es hauptsächlich darum,
Urkunden und andere Schriftstücke zu übersetzen oder sie leserlich zu machen.
Bei vergilbten Blättern musste oft lange um den genauen Inhalt geradezu
gerätselt werden. Auf Betreiben Reindls wurden seinerzeit in Sallach, östlich
und westlich von Lohmühle, archäologische Ausgrabungen durchgeführt und dabei
geschichtliche Funde gemacht, aus deren Entstehungszeit er dann viel zu
berichten wusste. Von den Zeiträumen, aus denen er schon schriftliche Unterlagen
vorfand, nutzte er jeden Hinweis, um dieses Wissen der Nachwelt zu erhalten. So
berichtete er aus der Geschichte der Orte im Labertal und deren Grundherren, von
der Gerichts- und Verwaltungszugehörigkeit, vom Bauerntum und der
Landwirtschaft, vom Gewerbe und vom Handel. Einen breiten Raum nahmen die Pfarr-
und Schulgeschichte und das kulturelle Leben ein. In der Chronik „Sallach -
Hadersbach" fügte er auch eine Familiengeschichte ein. Bei jedem Hof und Anwesen
(annähernd 200 Hausnummern) ist der jeweilige Besitzer, Besitzwechsel, Tausch,
Kauf und Einheirat mit der Jahreszahl genannt. Bis zu 450 Jahre hat er dies in
mühevoller Kleinstarbeit zurückerforscht. Vor allem aber war Pfarrer Reindl auch
hier Seelsorger für die Pfarrei Sallach. Ebenso war er ein guter Zeichner und
Maler, der das Verkündbuch in Sallach immer für das zutreffende Kirchenfest mit
farbigen Bildern ausschmückte. Wer in den Geschichtsbüchern Joseph Reindls
nachblättert oder sich darin vertieft, wird überrascht, ja fasziniert sein von
der Fülle übersichtlicher Darstellung. In einem Vorwort lässt er den Leser
wissen: „Wer statt eines Geschichtsbuches ein Geschichtenbuch erwartet, wird
nicht auf seine Rechnung kommen. Denn nicht das Ergebnis dichtender Phantasie,
sondern die Frucht fünfjährigen Forschens, das Opfer der freien Stunden, von
Geld und Arbeit, ja noch mehr das Opfer eines Teiles meine Gesundheit ist dies
Buch."
Letzte Ruhestätte in Erding
Im Jahr 1941 resignierte Joseph Reindl auf die Pfarrei Sallach und lebte im
Ruhestand in seinem Haus in Erding. Auch dort „werkelte" er weiter. Während der
Arbeit an der Geschichte der Pfarrei Buch am Buchrain ereilte ihn der Tod. In
der Nähe der Friedhofskirche Sankt Paul in Erding fand er seine letzte
Ruhestätte. Auf seinem Grabstein steht in Goldbuchstaben: Joseph Reindl -
Pfarrer von Sallach. Rudolf Katzl aus Mainburg hat über die Hallertauer Zeit
Pfarrer Reindls recherchiert und berichtet. Der gebürtige Sallacher Ludwig
Altmann aus München, der in Sallach noch Ministrant bei Pfarrer Reindl war, hat
durch sein intensives heimatgeschichtliches Interesse dafür gesorgt hat, dass
die Werke Pfarrer Reindls auch im Labertal nicht in Vergessenheit geraten. Ihm
sowie auch dem Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins Theodor Speiseder ist
es ein besonders Anliegen, dass die Ortschronik von Sallach und Hadersbach,
angeknüpft an die „Reindl-Chronik", weitergeführt wird.
Anmerkung:
Die Chronik untersteht dem Urheberrecht und darf auch nicht in Ausschnitten
kopiert bzw. veröffentlicht werden.
In Dankbarkeit für seine Mühen bewahren wir Herrn Pfarrer Reindl ein ehrendes
Gedenken.
Vorwort
Kapitel 1 - In grauer
Vorzeit, Vor- und Frühgeschichte
Kapitel 2 -
Sallach-Hadersbach im frühen Mittelalter
Kapitel 3 - Kriegerische Ereignisse in und um Sallach-Hadersbach
Kapitel 4 - Gerichts- und Verwaltungszugehörigkeit
Kapitel 5 - Die Pfarrei, Pfarrer und Kirchen
Kapitel 6 - Die Schulen und Lehrer der Pfarrei
Kapitel 7 - Das Schloß in Sallach
Kapitel 8 - Die Gemeinden Sallach und Hadersbach seit dem Mittelalter
Kapitel 9 - Hof und Familiengeschichte |
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